Wissenskapital

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Bei Investitionen in Wissenskapital hinken deutsche Unternehmen im internationalen Vergleich hinterher. Das zeigt eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) im Rahmen des Schwerpunkts „Produktivität für inklusives Wachstum“ der Bertelsmann Stiftung. Diese Studie vergleicht Einsatz und Modernität von Wissenskapital in Deutschland mit anderen westeuropäischen Ländern und den USA. Ergebnis: Deutsche Unternehmen investieren vergleichsweise wenig in Wissenskapital, und das gefährdet ihre Wettbewerbsfähigkeit. Sie müssten mehr in Forschung und Entwicklung (FuE) und noch viel mehr in andere immaterielle Güter wie Software, Organisation oder Weiterbildungen ihrer Belegschaft investieren.

Wissenskapital: Wissen was und wie produziert wird

Unter Wissenskapital verstehen die Studienautoren alles, was dazu dient, das Wissen zu generieren, was und wie produziert wird. Von der amtlichen Statistik wird demnach nur ein Teil dieses immateriellen Kapitals erfasst: FuE, Software und Lizenzen. Das Autorenteam Heike Belitz und Martin Gornig haben in ihrer Untersuchung auch andere Komponenten des Wissenskapitals berücksichtigt, beispielsweise Marktforschung, Werbung, Weiterbildungen, Design- und Organisationskompetenzen.

„Schon wenn man Deutschland mit anderen Ländern auf Basis der amtlichen Definition von Wissenskapital vergleicht, ist das Bild nicht besonders schmeichelhaft: Deutschland hat seine Spitzenposition in der Industrie längst eingebüßt, bei den Dienstleistungen ist es Schlusslicht“, sagt Heike Belitz. Das Bild verschlechtere sich weiter, wenn man alle Komponenten von Wissenskapital einbeziehe. Aus Sicht von Martin Gornig „haben es gerade die in den vergangenen Jahren so erfolgreichen deutschen Industrieunternehmen versäumt, ausreichend Erträge in neues Wissen zu investieren – zum Beispiel die Autoindustrie, die nur zögerlich in die Entwicklung neuer Antriebssysteme und Mobilitätskonzepte investiert.“

Investitionen in Wissenskapitalstock zu gering

Laut Studie ist für die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen ist nicht nur entscheidend, wie viel Wissenskapital vorhanden ist, sondern auch die Modernität und Qualität des eingesetzten Kapitals. Um die deutschen Unternehmen in diesem Punkt mit ihren ausländischen Wettbewerbern zu vergleichen, haben Belitz und Gornig untersucht, in welchem Zeitraum sich der Wissenskapitalstock in den jeweiligen Ländern erneuert. In Deutschland ist das nach drei bis vier Jahren der Fall, in den USA, dem Vereinigten Königreich und Frankreich sind es um die drei Jahre, in Finnland, Österreich und den Niederlanden sogar weniger als drei Jahre. Dort ist also der Wissenskapitalstock am modernsten.

Vor diesem Hintergrund halten die Autoren eine Investitionsoffensive in Wissen für notwendig, in der Industrie und bei Dienstleistern. Der Fokus der Politik auf FuE ist aus ihrer Sicht dabei zu eng, Unternehmen müssten auch andere Komponenten wie Organisationslösungen oder Weiterbildungen bedenken. Wichtig seien zudem passende Rahmenbedingungen. Ein Ansatz könnte den Autoren zufolge sein, besonders solche Kooperations- und Netzwerkprojekte öffentlich zu fördern, die verschiedene Arten von Wissenskapital gleichzeitig umfassen.

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