Nachholbedarf

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Nachholbedarf: Cyber-Angriffe gefährden vernetzte Produktion

Wie groß das Risiko eines Cyber-Angriffs auf Produktionsprozesse ist und wie wirksam getroffene Schutzmaßnahmen bereits sind, beschreibt ein neues Whitepaper des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnologie IPT aus Aachen. Hintergrund ist die zunehmende Digitalisierung von Produktionsprozessen, die einerseits ein enormes Wertschöpfungspotenzial birgt, gleichzeitig jedoch auch das Risiko von Cyber-Kriminalität. Und bei Schutzmaßnahmen gegen dieses Risiko gibt es bei vielen Unternehmen noch Nachholbedarf.

In einer weitgehend vernetzten Produktion sind Maschinen und Anlagen sowie Netzwerk- und Computertechnik verschiedener Generationen in einer gemeinsamen IT-Umgebung miteinander verknüpft. Während es für die gängigen Betriebssysteme in der Unternehmens-IT regelmäßige Sicherheitsupdates gibt, so das Fraunhofer IPT, bleiben Maschinen in der Regel mehrere Jahrzehnte weitgehend unverändert im Einsatz und werden dadurch leicht angreifbar. Nicht selten sitze zudem eine Gefahrenquelle vor der Tastatur. Als Folge könnten Schadsoftware, Exploitkits und Insider-Angriffe das gesamte Unternehmensnetzwerk bedrohen.

Doch nicht nur die eigene Organisation macht produzierenden Unternehmen aus Sicht des Fraunhofer IPT das Leben schwer, sondern auch das Verhalten der Maschinenhersteller: Im Gegensatz zu PC-Komponenten, die einem aktiven Patch-Management unterliegen, gebe es von Anbietern für SPS-Steuerungen in der Regel keine aktiven Sicherheitsupdates und auch keine Kommunikation dazu, wie Maschinen und Anlagen im Netzwerk zu überwachen sind. Der eigene Maschinenpark werde so für Unternehmen zur Blackbox, auf deren Sicherheit und Integrität blind vertraut werden müsse. Begünstigt werde dieser Mangel dadurch, dass es keine einheitlichen Normen und Gesetze für die IT-Sicherheit von Produktionsanlagen gebe – Nachholbedarf besteht damit auch seitens der Politik.

Production Security Readiness Check

Für die Untersuchung hat das Forschungsteam des Fraunhofer IPT den Production Security Readiness Check (PSRC) entwickelt. Den Test stellt das Institut nun auch weiteren Unternehmen zur Verfügung, die nicht an der Untersuchung teilgenommen haben. Er besteht aus neun Teilgebieten, die jene Themen abbilden, die für einen ganzheitlichen Sicherheitsansatz betrachtet werden müssen. Dabei konzentriert sich der PSRC auf die Einführung und das Management von Methoden zur Sicherung der Unternehmens-IT, der Betriebstechnik und der Umgebungen, in denen beide eingesetzt werden. Wissenschaftlicher Ansprechpartner ist Wirtschaftsingenieur Thomas Vollmer. Der Abteilungsleiter Produktionsqualität am Fraunhofer IPT gehört zu den Autoren des Whitepapers „Cybersecurity in der vernetzten Produktion“.

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Landkarte: KI für eine nachhaltige Gesellschaft

Die Plattform Lernende Systeme hat eine Landkarte für nachhaltige KI-Anwendungen aus Deutschland erstellt. Dabei geht es um Einsatzfelder für Künstliche Intelligenz, die beispielsweise eine emissionsarme Energieversorgung, bessere medizinische Versorgung, umweltschonende Landwirtschaft oder andere Nachhaltigkeitsbereiche zum Ziel haben – wie KI-gesteuerte Windparks, die sich an wechselnde Umwelt- und Lastbedingungen anpassen und so mehr Strom produzieren, ferngesteuerte Roboter, die den Verbrauch an Pestiziden im Ackerbau verringern, oder eine intelligente Software, die Bäckereien bei der tagesaktuellen Absatzplanung hilft, so dass weniger Backwaren im Müll landen.

Künstliche Intelligenz gilt als hilfreiches Werkzeug, um aus Daten einen Mehrwert zu erzeugen. Auf diese Weise kann KI Unternehmen, Institutionen und Einzelne dabei unterstützen, ökologisch verträglich, sozial gerecht und wirtschaftlich erfolgreich zu handeln. „Der Schlüssel für eine resiliente und nachhaltige Gesellschaft sind digitale Technologien wie Künstliche Intelligenz“, sagt Johannes Winter, Leiter der Geschäftsstelle der Plattform Lernende Systeme. „Mit unserer KI-Landkarte wollen wir das Nutzenpotenzial von KI-Systemen sichtbar machen und einen Impuls geben für den gesellschaftlichen Dialog über die Chancen, aber auch Herausforderungen von KI. Dazu zählt zum Beispiel der Energie- und Ressourcenverbrauch der Systeme selbst.“

Die Plattform Lernende Systeme stellt über das Thema Nachhaltigkeit hinaus weitere Bereiche vor, in denen Künstliche Intelligenz für den Menschen und die Wirtschaft Nutzen schafft. Ausgewählte Fallbeispiele aus ganz unterschiedlichen Branchen zeigen, wie der Einsatz neuer Technologien die Gesellschaft heute und in Zukunft unterstützen kann. Außerdem gibt es kostenfreie Online-Kurse und Lernmaterialien, die Funktionsweise und Einsatzgebiete von KI anschaulich erläutern. Einen guten Einstieg bietet die aktuelle Video-Tutorial-Reihe „So lernen Maschinen“. In insgesamt acht Folgen präsentieren die Studierenden Maike-Elisa Müller, Jannik Kossen und Fabrizio Kuruc auf leicht verständliche Weise und anhand grafisch aufbereiteter Beispiele wichtige Prinzipien des maschinellen Lernens.

Lieferketten

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Lieferketten: Die Logistik in Europa wird grüner

Trotz Corona ist die Dekarbonisierung der Logistik in Europa im Gange und wird in die strategische Planung der Unternehmen integriert. Das zeigt eine Studie des Center for Sustainable Logistics and Supply Chain (CSLS) der Kühne Logistics University (KLU) in Zusammenarbeit mit The European Freight & Logistics Leaders’ Forum (F&L). Demnach verfolgt etwa ein Drittel der Unternehmen bei ihren Lieferketten eine Nachhaltigkeitsstrategie und zielt auf konkrete Emissionsreduktionen. Der Bericht „Measuring Industry’s Temperature: An Environmental Progress Report on European Logistics“ fasst die Ergebnisse einer Umfrage unter mehr als 90 Führungskräften zusammen, die am Management europäischer Logistiksysteme beteiligt sind. Darunter sind Fallstudien von Procter & Gamble, Stora Enso, Kuehne+Nagel, Vlantana, Tata Steel, Saint-Gobain Isover, Transporeon, Bertschi und LKW Walter. Zudem beinhaltet der Bericht eine Reihe von Empfehlungen für die verschiedenen Akteure der europäischen Logistikbranche.

Der Studie zufolge verfügt mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen bereits über eine nachhaltige Logistikstrategie oder ist dabei, eine solche einzuführen. 30 Prozent der befragten Unternehmen wurden dabei in der Studie in die Kategorie ‘führend’ in der nachhaltigen Logistik eingestuft: Sie verfügen bereits über entsprechende Strategien oder sind dabei, diese umzusetzen – und sie haben sich bereits absolute CO2-Reduktionsziele für die Logistik ihrer Lieferketten gesetzt und sind in der Lage, die damit verbundenen CO2-Emissionen differenziert zu messen. Am anderen Ende der Skala stehen 15 Prozent der Unternehmen, die ihre Logistikemissionen derzeit nicht messen. Ein Drittel hat sich noch keine Ziele zur Reduzierung der Emissionen gesetzt.

Weitere Ergebnisse: Fast 70 Prozent aller Befragten – und 87 Prozent in der Kategorie ‘führend’ – gaben an, dass die Erholung ihrer Unternehmen von der COVID-19-Krise entweder keine oder sogar eine positive Auswirkung auf ihre Maßnahmen zur Dekarbonisierung haben. Und 60 Prozent der Befragten, die in die Kategorie ‘führend’ eingestuft wurden, gehen davon aus, dass mindestens die Hälfte ihrer CO2-reduzierenden Maßnahmen auch Kosten einsparen wird. Die drei kosteneffektivsten Wege sind demnach: die Verlagerung von Fracht von der Straße auf die Schiene, die Verbesserung der Fahrzeugauslastung sowie die Umstellung des Transportbetriebs von fossilen Brennstoffen auf erneuerbare Energien.

„Im Großen und Ganzen scheinen die Anbieter von Logistikdienstleistungen im Gegensatz zu den Nutzern eine größere Fähigkeit zu haben, den Dekarbonisierungsprozess zu messen und zu managen“, sagt Prof. Moritz Petersen. Der Wirtschaftsingenieur ist Direktor des CSLS und Mitautor der Studie. Dennoch könnten aus seiner Sicht Unternehmen durch ihre Beschaffungsprozesse und Lieferketten mehr ökologischen Einfluss auf den Logistikprozess ausüben. Eine Netto-Null-Logistik erfordert eine viel stärkere gemeinsame Nutzung von Logistikanlagen, die laut Studie jedoch noch durch eine Reihe von Beschränkungen gehemmt wird: Die Befragten nannten Wettbewerbsdruck, Managementkultur, Datenschutzbedenken und mangelndes Vertrauen als die größten Hindernisse für eine stärkere Zusammenarbeit.

Train The Trainer 2021 TTT

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Train The Trainer: 2021 als Online-Format

Der VWI bietet seinen Mitgliedern seit Jahren eine Vielzahl an Events und Möglichkeiten, sich aktiv im Verband zu engagieren – sowohl auf lokaler oder regionaler als auch auf nationaler Ebene. Neben den Hochschul- und Regionalgruppen sowie der Geschäftsstelle gestaltet auch das Bundesteam zunehmend mit Veranstaltungen wie der Beratungsversammlung (HG Beratung) und den Expertentalks (VWImpact) das Verbandsleben mit. Das Programm Train The Trainer ermöglicht zwölf Mitgliedern pro Jahr die Ausbildung zum VWI-Trainer beziehungsweise zur VWI-Trainerin. Es zählt zu den bekanntesten und intensivsten Veranstaltungen, die das Bundesteam organisiert, und wird vom 2. bis 18. April 2021 online stattfinden.

Da das im Frühjahr 2020 angesetzte Event ausgefallen ist, werden die Plätze nicht erneut ausgeschrieben, sondern bleiben den Bewerbern und Bewerberinnen für das TTT 2020 vorbehalten. Daneben werden die Teilnehmenden des Softskill Weekends, das in Kaiserslautern im Dezember 2019 stattfand, berücksichtigt.

Das Programm Train the Trainer verfolgt den Zweck, Mitglieder zu Trainern und Trainerinnen auszubilden, die ihrerseits Verbandsmitglieder weiterentwickeln. Die Teilnehmenden des TTT 2021 werden am 16., 17. und 18. April im Rahmen ihrer Abschlussprüfung Trainings vorbereiten, die sie vor VWIlern halten werden. In jeweils 120 Minuten werden bei diesen Trainings verschiedene Methoden aus unterschiedlichen Gebieten vermittelt – beispielsweise Kommunikation, Selbstmanagement oder (für Projektleitungen und Vorstände besonders interessant) Mitglieder-Akquise und -Motivation.

Wer an einem dieser Trainings teilnehmen will, kann sich über folgendes Formular bis zum 5. April 2021 unverbindlich anmelden: unverbindliche Anmeldung zu einem TTT-Training.

Bei Fragen stehen die Trainerkoordinatoren (trainer@vwi.org) gerne zur Verfügung.

Von Maximilian Russig, Koordinator des VWI Trainerprogramms

Feuerwerk

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Feuerwerk: Weniger Böller entlasten die Umwelt

Der Verzicht auf Feuerwerk hat der Umwelt beim Jahreswechsel 2020/21 Tausende Tonnen Kunststoffe erspart. Das haben Wirtschaftsingenieure der Hochschule Pforzheim im Rahmen eines Forschungsprojekts untersucht. Dabei hat WiIng-Student Lukas Deuschle gemeinsam mit Jörg Woidasky, Professor für Nachhaltige Produktentwicklung an der Fakultät für Technik, analysiert, wieviel Kunststoff durch Feuerwerk in die Umwelt gelangt.

„Ohne Silvesterfeuerwerk bleibt der Umwelt in Deutschland die Freisetzung von etwa 3500 Tonnen Kunststoff erspart – neben der Vermeidung von Lärm, Luftverunreinigungen und Verletzungen“, fasst Jörg Woidasky die Arbeitsergebnisse zusammen. Basis des Projekts war eine umfangreiche Sortier- und Werkstoffanalyse von Feuerwerkskörpern an der Hochschule Pforzheim, die durch Kundenbefragungen und Zulassungsanalysen im Rahmen von Lukas Deuschles Bachelorarbeit ergänzt wurden. „Wir haben in der Literatur keine genauen Angaben zu Kunststoff-Emissionen aus Feuerwerken finden können“, so Jörg Woidasky. „Also haben wir ein eigenes Forschungskonzept zur Kunststoffemission aus Feuerwerken entwickelt und umgesetzt.“ Das Ergebnis dieser Forschungen wurde in Kooperation mit Professor Dr. Kai Oßwald von der Fakultät für Technik der Hochschule Pforzheim und dem Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie in Pfinztal (ICT) als Buchbeitrag publiziert.

Vor der Corona-Epidemie wurden in Deutschland pro Jahr über 130 Millionen Euro für etwa 40.000 Tonnen Feuerwerkskörper ausgegeben. Bei den Umweltauswirkungen standen bisher vor allem Luftverunreinigungen im Fokus – immerhin werden laut Umweltbundesamt in Deutschland durch das Silvesterfeuerwerk jährlich bundesweit etwa 4500 Tonnen Feinstaubpartikel innerhalb weniger Stunden freigesetzt, die Schwermetalle enthalten können. Neben den Staub- und Lärmemissionen führt Feuerwerk aber auch zu viel Abfall, so Woidasky. Die Treib- und Effektsätze der pyrotechnischen Artikel machen davon lediglich etwa ein Drittel aus. Der Rest sind feste Abfälle aus Pappe, Papier, Holz, Ton und Kunststoffen. Sie werden für Hüllen, Kappen und Verpackungen eingesetzt.

Beitragsbild: Accenture

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Fjord Trends 2021: Welle von Innovationen

Den Fjord Trends 2021 der Unternehmensberatung Accenture zufolge wird das Jahr 2021 das 21. Jahrhundert entscheidend prägen. Grund ist vor allem die Corona-Pandemie, die demnach völlig neu definiert, wie Wirtschaft und Gesellschaft funktionieren. Das sehen die Fjord Trends 2021 als Impuls für eine Welle von Innovationen, die als Blaupause für die kommenden Jahrzehnte dienen sollen. Der Report identifiziert sieben Trends, die mit großer Wahrscheinlichkeit die Wirtschaft, das Kundenverhalten und die Gesellschaft der Zukunft prägen werden:

  • Kollektive Standortverschiebung: Wie und wo wir Dinge erleben, hat sich im Jahr 2020 verändert. Wir alle teilen ein Gefühl der Lageverschiebung und suchen nach neuen Wegen und Orten, unseren Pflichten nachzukommen und unseren Leidenschaften nachzugehen. Arbeiten, einkaufen, lernen, Freunde treffen, Kinder erziehen und uns um unser Wohlergehen kümmern – all das und mehr hat sich für viele von uns fundamental geändert. Die Unternehmen müssen entsprechend neue Wege suchen, um mit ihren Kunden in Kontakt zu treten.
  • Do-it-yourself-Innovation: Zunehmend sind es talentierte Menschen, die Innovationen vorantreiben, indem sie sogenannte Hacks für neue Herausforderungen entwickeln – vom Remote-Worker, der sein Bügelbrett als Stehpult nutzt, bis hin zum Elternteil, das zum Lehrer wird. Die Technologie spielt dabei eine neue Rolle: Sie treibt nicht Innovationen voran, sondern unterstützt menschliche Kreativität und lässt sie allerorten durchscheinen. Alle wollen bessere Lösungen, doch die Erwartungshaltung an die Unternehmen hat sich geändert: Statt fertige Lösungen zu liefern, sollen sie die Rahmenbedingungen für private Innovationen schaffen.
  • Dream Teams: Angestellte, die remote arbeiten, leben jetzt gewissermaßen im Büro. Das hat enorme Auswirkungen auf die wechselseitigen Vereinbarungen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer und die vielen damit zusammenhängenden Annahmen – wer etwa entscheidet über die Kleiderordnung bei Videoanrufen in den eigenen vier Wänden, in wessen Verantwortung liegt das Recht der Remote-Mitarbeiter auf Privatsphäre? Auch wenn sich bereits eine Impfmöglichkeit am Horizont abzeichnet, die eine flächendeckende Rückkehr ins Büro möglich machen könnte: Die Beziehung der Menschen zu ihrer Arbeit und zwischen Vorgesetzen und Teams hat sich nachhaltig verändert. Die Zukunft wird keine Einheitslösung bereitstellen – und die Arbeitswelt wird noch für einige Zeit ein Experimentierfeld bleiben.
  • Liquide Infrastruktur: Wie und wo wir Produkte erwerben und Dienstleistungen in Anspruch nehmen, hat sich verändert. Darum müssen Unternehmen ihre Lieferkette und ihre gesamte physische Infrastruktur überdenken und sich auf die „Points of Delight“ auf den letzten Metern vor dem Kauf konzentrieren – etwa die unmittelbare Freude am Kauf selbst, die für viele im Laden selbstverständlich war. Unternehmen müssen darum in ihrer gesamten Organisation mehr Agilität und Widerstandsfähigkeit aufbauen, damit sie sich schnell an Veränderungen anpassen können. Das gilt auch für die zu erwartenden Veränderungen im Zusammenhang mit der Notwendigkeit eines nachhaltigeren Wirtschaftens.
  • Interaction Wanderlust: Wir verbringen viel mehr Zeit damit, über Bildschirme mit unseren Mitmenschen in Kontakt zu treten. Dabei kam eine gewisse Monotonie auf, denn viele Tools sehen mit ihren schablonenhaften Designs nahezu identisch aus. Unternehmen müssen Design, Content, Zielgruppen und die Interaktionen mit ihren Services neu denken, um das Erlebnis vor den Screens überraschender zu machen und mit dem Element des Zufalls zu bereichern.
  • Herausforderung Empathie: Die meisten Kunden wollen wissen, wofür eine Marken steht und wie sie ihre Werte zum Ausdruck bringt. Die Pandemie hat in der ganzen Welt viele dysfunktionale und unfaire Strukturen aufgedeckt – vom Zugang zur Gesundheitsversorgung bis hin zu Fragen der Gleichberechtigung. Infolgedessen müssen Unternehmen hart daran arbeiten, die Narrative, die ihre Marken prägen, zu steuern. Dazu müssen sie wichtige Themen priorisieren und ihr Handeln um diese Schwerpunktthemen herum aufbauen.
  • Neue Rituale: Zahlreiche Rituale – von der Umarmung von Freunden und Familie über die Feier zur Geburt bis zum Abschied bei einer Beisetzung – waren in diesem Jahr nicht möglich. Das hat einen erheblichen Einfluss auf das Wohlbefinden der gesamten Gesellschaft. Unternehmen gibt dieser Trend die Chance, den Menschen bei ihrer Sinnsuche zu begleiten. Neue Rituale sind gefragt, die Freude bringen oder Trost spenden. Die Voraussetzung dafür ist, erst einmal die Leere zu erkennen, welche eine aufgegebene oder verlorene Gewohnheit hinterlässt – erst dann lässt sich diese adäquat füllen.

Jedes Jahr erhebt Accenture Interactive mittels Crowdsourcing aus seinem globalen Design-Netzwerk die Trends in den Bereichen Wirtschaft, Technologie und Design. Die Fjord Trends 2021 konzentrieren sich darauf, wie Menschen, Unternehmen und Marken menschliche Bedürfnisse erfüllen. Der gesamte Report steht online zur Verfügung.

Teilnehmer gesucht

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Teilnehmer gesucht: Studie zu Wertschöpfungsnetzwerken

Das Forschungsinstitut für Rationalisierung (FIR) an der RWTH Aachen führt gerade in Zusammenarbeit mit dem Industrie 4.0 Maturity Center im Auftrag des Forschungsbeirats der Plattform Industrie 4.0 eine Studie zu den Auswirkungen von Infektionskrisen auf Wertschöpfungsnetzwerke durch. Für diese Studie, die sich an Führungskräfte mit Bezug zum Supply-Chain-Management und/oder Produktionsmanagement produzierender Unternehmen richtet, werden noch Teilnehmer gesucht.

Wie das FIR mitteilt, dauert das Ausfüllen des Online-Fragebogens etwa 15 Minuten. Alle Informationen werden absolut vertraulich behandelt und ausschließlich in anonymisierter Form und auf Basis von statistischen Werten der Vergleichsgruppen ausgewertet. Alle Teilnehmer erhalten nach Abschluss des Projekts bis Sommer 2021 kostenfrei eine exklusive Auswertung der Studienergebnisse, die über die Veröffentlichung im Rahmen des Leitfadens hinausgeht. Wissenschaftliche Ansprechpartnerin des Projekts ist Wirtschaftsingenieurin Maria Linnartz.

Hintergrund ist das Projekt „Wertschöpfungsnetzwerke in Zeiten von Infektionskrisen“. Dabei geht es darum, den Status quo bestehender Wertschöpfungsnetzwerke aufzunehmen und eine Bewertung von Maßnahmen zur Steigerung der Resilienz sowie zur Reduktion von Risiken durchzuführen. Im Zuge des Projekts will das FIR einen Leitfaden entwickeln, der Unternehmen darin unterstützt, ihre Lieferketten zukünftig mit einem ganzheitlichen Risikomanagement robuster und gleichzeitig agiler zu gestalten.

Aus Sicht des FIR zeigt die aktuelle Corona-Pandemie eindrucksvoll die Schwachstellen heutiger Wertschöpfungsketten. Aus Störungen, die durch Krisensituationen wie der Corona-Pandemie, dem Brexit, Handelsembargos oder Naturkatastrophen hervorgerufen werden, können demnach weitreichende Folgen resultieren – von Lieferengpässen und sinkender Termintreue bis hin zu einem vollständigen Stillstand ganzer Lieferketten. Weiterhin führen Krisensituationen oftmals zu starken Nachfrageveränderungen, die häufig zu einem Aufschaukeln der Nachfrage und dem sogenannten Bullwhip-Effekt führen. Um den beschriebenen Effekten entgegenzuwirken, stellen laut FIR die Erhöhung der Resilienz und ein ganzheitliches Risikomanagement entlang der Wertschöpfungskette valide Maßnahmen dar. Dadurch können sowohl die Robustheit als auch die Agilität – als wesentliche Treiber der Resilienz und eines effektiven Risikomanagements – maßgeblich beeinflusst werden.

Münster

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Münster: Hochschulgruppe gegründet

Das VWI-Netzwerk wächst weiter: In Münster haben sich trotz der Corona-Krise sieben motivierte WiIng zusammengefunden und eine neue Hochschulgruppe gegründet. Die Studienschwerpunkte der Gründungsmitglieder sind sehr verschieden: von der Elektrotechnik über den Maschinenbau bis hin zur Lasertechnik ist alles vertreten, sowohl in Vollzeit als auch berufsbegleitend. Vorstandsvorsitzender der HG Münster ist Felix Bormann, sein Stellvertreter ist Alexander Witte. Weitere Vorstandsposten haben Florian Kriebel (Finanzen), Mik Weber (Eventmanagement), Sam Wulff (Sponsorenverwaltung), Laurits Gerdes (Mitgliederverwaltung) und Saba Nouzari (Marketing) übernommen.

Die HG Münster will ein vielfältiges Netzwerk aus den verschiedensten Fachbereichen entwickeln und ein breites Spektrum an Know-how zusammenführen. Gemeinsam sollen Events veranstaltet, Kooperationen geschaffen und Wissen verbreitet werden. Online ist die HG Münster bislang auf der Webseite des VWI sowie bei LinkedIn vertreten; ein eigener Webauftritt folgt im Frühjahr.

Thomas Ritter vom Bundesteam hat sich mit Felix Bormann über die Gründung unterhalten:

Hallo Felix, du hast zusammen mit sechs weiteren engagierten Studierenden im Dezember die VWI Hochschulgruppe Münster gegründet. Herzlichen Glückwunsch! Wie bist du darauf gekommen, Wirtschaftsingenieurwesen in Münster zu studieren?
Hallo Thomas, vielen Dank für die Glückwünsche! Wir freuen uns auch sehr, dass es so reibungslos geklappt hat, und vor allem, dass ich doch so schnell einige motivierte Kollegen gefunden habe, die anscheinend ähnlich ticken wie ich. Nachdem ich meine Ausbildung zum Industriekaufmann absolviert hatte, war mir persönlich klar, dass ich ab diesem Zeitpunkt nicht einfach nach ‘Schema F’ meine Arbeit absolvieren möchte, sondern gerne etwas machen möchte, wo ich voll und ganz mein Engagement einbringen kann. Durch meine Ausbildung habe ich den Kontakt zu dem technischen Bereich bekommen, welchen ich sehr interessant fand – und habe gemerkt, dass diese Mischung von Technik und Betriebswirtschaft einen speziellen Anreiz für mich darstellt. Warum ich dann an der FH-Münster gelandet bin, lag zum einen daran, dass ich meine Familie und Freunde in Münster habe, weil ich hier aufgewachsen bin. Hinzu kam, dass der Ruf der FH-Münster gerade in dem Verbundstudiengang sehr gut ist. Außerdem sind private FHs deutlich teurer.

Wie bist du auf den Verband Deutscher Wirtschaftsingenieure aufmerksam geworden und was hat dich dazu motiviert, eine neue Hochschulgruppe zu gründen?
Da die berufsbegleitenden Studienvorschriften an der FH-Münster vorsehen, zwischen dem Verbundstudiengang B.Sc. Wirtschaftsingenieurwesen und dem berufsbegleitenden MBA & Eng. eine zweisemestrige Pause einzulegen, fing ich in diesem Jahr an darüber nachzudenken, wie man dieses Studium bestmöglich jetzt noch nutzen kann – also wie sich während dieser Pause dennoch ein Netzwerk aufbauen lässt und ob es etwas gibt, wo man seine Expertise einbringen kann. Da bin ich auf den VWI gestoßen und habe nach einer kurzer Kontaktanfrage eine sehr nette Antwort aus Dortmund von Vanessa erhalten, die mich gerne mit aufgenommen hätten. Zugleich hat sie aber auch die Option genannt, eine eigene HG in Münster zu gründen. Das fand ich dann auf Grund der Wohnlage sinnvoller und auch anspruchsvoller. Dabei muss ich sagen, dass es egal war, wohin ich mich innerhalb des VWI im Laufe der Gründung gewandt habe – ich habe immer eine sehr wertschätzende und nett Antwort erhalten.

Was zeichnet Münster als Standort einer VWI-Hochschulgruppe aus?
Wie bereits erwähnt, bin ich ja in Münster aufgewachsen. Bis ich dann nach meinem Abitur für ein halbes Jahr nach Neuseeland gegangen bin, stand für mich fest, dass Münster mir nicht ausreicht und ich unbedingt in einer anderen Stadt leben will. Aber als ich dann von meiner großen Reise zurückkam, wusste ich die Vorzüge an Münster zu schätzen! E gibt eine grandiose Fahrrad-Infrastruktur und damit einen besonders tollen Flair im Sommer – da trägt Münster zurecht den Titel als „Die lebenswerteste Stadt der Welt“. Außerdem bietet Münster mit der Uni und der FH eine tolle Studentenstadt, wodurch Münster natürlich auch wiederum sehr jung bleibt! Wenn man dann mit dem Studium fertig ist, muss man nicht zwangsweise wegziehen, da Münster auch tolle Firmen an sich binden konnte und in Zukunft sicherlich auch noch kann.

Welche Schritte nehmt ihr als nächstes in Angriff und was sind eure Ziele für das kommende Jahr?
Als nächstes wollen wir natürlich weitere Mitglieder für uns gewinnen, indem wir an die Öffentlichkeit gehen und auf uns aufmerksam machen wollen. Denn ein solcher Verein lebt ja von seinen Mitgliedern. Damit meine ich vor allem, dass es natürlich um so interessanter wird, je mehr Mitglieder wir haben. Dafür steht auch unser Slogan „Gemeinsam schaffen wir mehr“. Egal ob jemand eine Frage zum Studium oder aber auch organisatorische Fragen hat, wird es immer jemanden geben, der diese Frage beantworten kann – und so kommt jeder leichter durch sein Studium. Auch wenn jemand bereits im Studium mit dem Gedanke spielt, sich selbstständig zu machen, wird es spätestens in der Regionalgruppe Ruhr einen passenden Ansprechpartner geben, der hier mit Antworten zur Seite stehen kann. Wobei ja auch in der Hochschulgruppe bereits Berufstätige sein können, die weiterhelfen können.

Vielen Dank – und alles Gute bei der Vereinsarbeit!

Ihr möchtet euch auch vernetzen, viel erleben und über den Studienalltag hinaus Initiative ergreifen? Dann meldet euch gerne unter: hg_muenster@vwi.org

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2021:Vorsätze fassen und umsetzen

Zum Jahreswechsel fassen wir oft viele gute Vorsätze. Zum Beispiel: 2021 nehme ich mir mehr Zeit für mich und meine Freunde und Verwandten. 2021 achte ich stärker auf meine Gesundheit. Doch kurze Zeit später sind die Vorsätze meist wieder vergessen, weil sie nicht in einer Lebensvision verankert sind.

Sich zu entscheiden, fällt zudem vielen Menschen schwer. Denn: Wenn wir uns für etwas entscheiden, müssen wir andere Möglichkeiten verwerfen. Das können wir nur, wenn wir wissen, was uns wichtig ist. Sonst fassen wir zwar viele Vorsätze, doch wenige Tage später sind sie vergessen. Denn unsere Vorsätze sind nicht in einer Lebensvision verankert.

Hinzu kommt: Was in unserem Leben wirklich wichtig ist, ist nie dringend. Es ist zum Beispiel nie dringend, joggen zu gehen. Es wäre aber gut für unsere Gesundheit. Und es ist nie dringend, sich Zeit für ein Gespräch mit dem Partner zu nehmen. Es wäre aber wichtig für die Beziehung. Weil die wirklich wichtigen Dinge nie dringend sind, schieben wir sie oft vor uns her. Oder wir hegen die Illusion: Wenn ich alles schneller erledige, habe ich auch dafür Zeit. Die einzige Konsequenz: Wir führen ein Leben im High-Speed-Tempo. Und irgendwann stellen wir resigniert fest: Nun führe ich zwar ein (noch) ge-füllteres Leben, aber kein er-fülltes Leben.

Eine solche Schieflage ist kein Einzelschicksal. Immer mehr Menschen plagt das Gefühl: Mein Leben ist nicht im Lot. Das war schon vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie so. Eine Ursache hierfür ist: Bezogen auf ihre berufliche Laufbahn haben die meisten Menschen eine klare Perspektive. Anders sieht es in den Lebensbereichen Sinn/Kultur, Körper/Gesundheit und Familie/Beziehung aus. Hier fehlen ihnen häufig klare Ziele.

Gute Vorsätze 2021

In der Alltagshektik übersehen wir zudem oft, dass die vier Lebensbereiche in einer Wechselbeziehung stehen. Deshalb verliert, wer zum Beispiel den Bereich Arbeit/Beruf längerfristig überbetont, auf Dauer neben seiner Lebensfreude auch seine Leistungskraft. Denn:

  • Wer krank ist, kann weder sein Leben in vollen Zügen genießen, noch ist er voller Leistungskraft.
  • Wer einsam ist, ist weder ‘quietschvergnügt’, noch kann er seine volle Energie auf seinen Job verwenden.
  • Wer in einer Sinnkrise steckt, ist weder lebensfroh noch sehr leistungsfähig. Denn hinter allem Tun steht die Frage: Was soll das Ganze?

Damit wir ein erfülltes Leben führen, müssen wir also für die rechte Balance zwischen den vier Lebensbereichen sorgen. Hierfür benötigen wir eine Vision unseres künftigen Lebens. Diese brauchen wir auch, weil heute viele Anforderungen an uns gestellt werden, die sich nur bedingt miteinander vereinbaren lassen.

So sind zum Beispiel in den meisten höher qualifizierten Jobs unregelmäßige Arbeitszeiten normal. Zumindest für alleinerziehende Mütter und Väter bedeutet dies: Sie können nicht mehr täglich beispielsweise Punkt 16 Uhr das Büro verlassen. Was sollen sie also tun, wenn der Kindergarten um 16 Uhr schließt? Noch ein Beispiel: Vielen Vertriebsmitarbeitern von Unternehmen fällt es zunehmend schwer, regelmäßige private Termine wahrzunehmen. Denn immer wieder dauert ein Kundentermin länger als geplant. Also sind (Interessen-)Konflikte vorprogrammiert.

Hieraus resultiert eine weitere Herausforderung: Wir müssen sozusagen Manager unseres eigenen Lebens werden – also eine Person, die durch ihr heutiges Handeln dafür sorgt, dass sie auch künftig ein glückliches und erfülltes Leben führt. Der erste Schritt hierzu besteht darin, dass wir eine Vision von unserem künftigen Leben entwickeln. Setzen Sie sich deshalb zum Beispiel zwischen den Jahren oder am Neujahrsmorgen hin und fragen Sie sich bezogen auf die vier Lebensbereiche:

  • Was ist mir wirklich wichtig?
  • Worin zeigt sich für mich ein erfülltes Leben? Und:
  • Was sollte ich heute tun, damit ich auch in Zukunft ein glückliches Leben führe?

Fragen Sie sich zudem (regelmäßig): Gibt es in meinem Lebensumfeld Anzeichen dafür, dass künftig die Balance in meinem Leben bedroht sein könnte? Das ist gerade in den aktuellen Corona-Zeiten extrem wichtig, da sich in ihnen in unserem Lebensumfeld so viel ändert. Solche Warnsignale können sein:

  • Zwischen Ihnen und Ihrem Lebenspartner herrscht zunehmend Schweigen. Auch wichtige Freunde melden sich nicht mehr.
  • In Ihrem Betrieb lautet die oberste Maxime plötzlich „Sparen“.
  • Sie fragen sich immer häufiger: Was soll das Ganze?
  • Sie spüren ab und zu ein Stechen in der Herzgegend.

Haben Sie diese Fragen für sich beantwortet, dann können Sie konkrete Vorsätze fassen und einen Maßnahmenplan entwerfen, wie Sie diese realisieren. Und zwar ohne dass die Gefahr besteht, dass Sie Ihre Vorsätze schon wieder vergessen haben, kaum dass die Silvesterraketen verglüht sind. Denn Ihre Vorsätze sind nun in einer Vision von Ihrem künftigen Leben verankert.

Von Rainer Paszek, Coach und Mediator

Weihnachten

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Weihnachten: Das Geheimnis der Lieferkette

Bald ist es wieder soweit und der Weihnachtsmann – Gründer, Geschäftsführer und Vorsitzender der Weihnachtsüberraschung-Fertigung und -vertriebs GmbH – wird an einem einzigen Tag und mit garantiertem 24-Stunden-Service Milliarden von Spielsachen an Kinder auf der ganzen Welt ausliefern. Und wie jedes Jahr stellt sich zu Weihnachten die Frage: Wie gelingt ihm dieses Kunststück? Eigentlich ist es ganz einfach: mit einer Echtzeit-Lieferkette.

Das Unternehmen des Weihnachtsmanns ist wie kein anderes in der Lage, riesige Datenmengen zu erfassen und zu analysieren. Es verfügt über rund 7,4 Milliarden Kunden, und diese Zahl soll bis zum Jahr 2100 auf 11,2 Milliarden anwachsen. Man darf davon ausgehen, dass er die Daten dieser Kunden in einer In-Memory-Datenbank verwaltet.

Um seinen Kunden ein Omni-Channel-Erlebnis bieten zu können, wertet der Weihnachtsmann strukturierte und unstrukturierte Daten gemeinsam aus und setzt dabei auch auf Stimmungsanalysen und Kundensegmentierung. Er pflegt seit jeher engen Kontakt zu seinen Kunden. Bei seinen Besuchen auf Weihnachtsmärkten auf der ganzen Welt sucht er das Gespräch mit seinen Zielkunden und nimmt unzählige Bestellungen persönlich entgegen. Ein wichtiger Kanal sind auch schriftliche Bestellungen. Die beliebten Briefe an den Weihnachtsmann werden durch optische Zeichenerkennung in digitale Bestellungen umgewandelt.

Darüber hinaus nimmt der Weihnachtsmann auch Bestellungen per E-Mail entgegen und ist vor allem vor Weihnachten in allen wichtigen sozialen Medien vertreten. Kunden können sich beispielsweise online, über Facebook oder über Twitter mit ihm in Verbindung setzen. Natürlich analysiert der Weihnachtsmann das Kundenverhalten und nimmt ausgehend von dieser Analyse eine Kundensegmentierung vor. Für ein bestimmtes Segment muss er alljährlich Ruten in großen Mengen beschaffen.

In den Wochen vor Weihnachten wird er sich in den Besprechungen zur Absatz- und Produktionsplanung sicherlich häufiger seinen langen weißen Bart raufen, wenn er die Bedarfsprognosen sieht. Seine Aufgabe ist es dann, das Angebot auf die saisonbedingt hohe Nachfrage abzustimmen. Die Daten zur Nachfrage ändern sich dabei häufig in Echtzeit, da viele Kunden ihre Bestellungen einfach vor ihre Tür legen, wo sie von den Helfern eingesammelt werden müssen. Zudem muss er Millionen von Artikeln verwalten, die alle zur genau gleichen Zeit in großer Stückzahl nachgefragt werden.

Zum Glück verfügt der Weihnachtsmann über hoch motiviertes Personal, das Jahr für Jahr treu seine Dienste verrichtet. Und ein weltweites Geschäftsnetzwerk sorgt dafür, dass seine Werkstatt alle gewünschten Artikel rechtzeitig ausliefern kann. Dennoch benötigt er ein reaktionsschnelles Planungssystem, um diese komplexen Herausforderungen zu bewältigen und mit modernsten Planungs- und Fertigungsprozessen Push- und Pull-Strategien erfolgreich umzusetzen. Er kann eine perfekte Auftragserfüllungsquote von 100 Prozent vorweisen, da er von einem erstklassigen Data Scientist unterstützt wird (vermutlich handelt es sich dabei um ein Familienmitglied).

Dennoch steht der Weihnachtsmann vor enormen logistischen Herausforderungen. Zum einen befinden sich die Fertigungsstätte und das Distributionszentrum seines Unternehmens am Nordpol, was aus logistischer Sicht nicht wirklich eine ideale Lage ist – dafür ist die Kühlung für das Rechenzentrum äußerst kostengünstig. Zum anderen müssen der Weihnachtsmann und seine Helfer für die rund 7,4 Milliarden Kunden tagtäglich über 20 Millionen Fertigerzeugnisse produzieren, um mit ihrem Angebot die Nachfrage decken zu können. Mit Sicherheit gehört der Weihnachtsmann zu den Vorreitern des 3D-Drucks und der additiven Fertigung, da immer mehr Geschenke personalisiert werden müssen. Bis zur Auslieferung pünktlich zu Weihnachten sammeln sich so Milliarden von Produkten an, was gewaltige Herausforderungen für die Lagerverwaltung mit sich bringt.

Die Direktauslieferung an Milliarden von Kunden in einer einzigen Nacht dürfte dem Weihnachtsmann zusätzliches Kopfzerbrechen bereiten. Zwar sind die unterschiedlichen Zeitzonen dabei von Vorteil, doch verstößt er mit seinem 31-Stunden-Liefermarathon garantiert gegen die Regeln für Lenk- und Ruhezeiten seiner Rentiere. Diese dürften es jedoch gewohnt sein, bis an ihre Grenzen zu gehen – schließlich müssen sie zu Weihnachten 822 Kundenstandorte pro Sekunde ansteuern und daher mit dreifacher Lichtgeschwindigkeit unterwegs sein. Davon können Amazon-Drohnen nur träumen.

Zweifellos ist der Schlitten des Weihnachtsmanns mit IoT-Sensoren bestückt. Gewichtssensoren sorgen dafür, dass der Schlitten nicht überladen wird oder das Gleichgewicht verliert. Geht man pro Kunde von einem Produkt mit einem Gewicht von durchschnittlich einem Kilo aus, bringt der Schlitten immerhin stolze 7,4 Millionen Tonnen auf die Waage.

Die Rentiere werden mithilfe von Zustandssensoren überwacht, damit sie bei Erschöpfung rechtzeitig ausgetauscht werden können. Da ein normales Rentier maximal 150 Kilo Last tragen kann, muss das Rentier-Gespann des Weihnachtsmanns die Arbeit von mehr als 49 Millionen Artgenossen erledigen. Anhand von Echtzeit-Wetterbeobachtungen wird bestimmt, ob die Mannschaft Unterstützung durch ein neuntes, beleuchtetes Rentier benötigt.

Zudem werden laufend Daten zur Performance an die Forschungs- und Entwicklungswichtel übermittelt, damit das Schlittendesign weiter verbessert werden kann. Auch die Technikwichtel nutzen diese Daten für eine vorbeugende Instandhaltung, damit es nicht zu Schlittenausfällen kommt.

Kurzum: Der Weihnachtsmann verfügt über eine erweiterte Lieferkette mit hochgradig effizienten Echtzeitabläufen – und sorgt mit rundum cloudbasierten Logistikprozessen für schnelle und pünktliche Lieferungen an seine Kunden. Natürlich kursieren darüber nur Gerüchte: Der Weihnachtsmann gibt seine Betriebsgeheimnisse niemals preis, auch nicht zur Feier von Weihnachten.

Eine Analyse von SAP Business Trends